Das Start-up „Liberbyte“ bietet Nachhaltigkeits-Datenmanagement für Unternehmen an.
Eppstein. Daten sind das A und O in unserer heute hochgradig digitalisierten und vernetzten Welt. Sie sind zu einem elementaren Bestandteil geworden, denn Daten sind Bausteine von Informationen. Das macht sie wertvoll. Für Timo Straten und seinen Geschäftspartner, den Eppsteiner Tero Salomaa, sind Daten - genauer gesagt Datenmanagementsysteme - inzwischen zum Beruf geworden. Ihr heutiges Start-up-Unternehmen „Liberbyte“ mit Sitz in der Burgstadt gründeten die beiden 2021. Mittlerweile sind sie schon zu fünft in der Firma.
Zu Gast im Regierungsflieger
Als Teil der offiziellen Wirtschaftsdelegation hatte Straten Gelegenheit, den Vize-Kanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, sowie den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (beide Grüne), auf deren sechstägiger Reise nach Brasilien und Kolumbien zu begleiten. Ziel der Tour vom 11. bis 16. März war es, die Wirtschaftsbeziehungen und die Klimakooperation mit beiden Ländern zu stärken. Nach den Regierungswechseln in Brasilien und Kolumbien stand die Tür für eine intensivere strategische Zusammenarbeit wieder offen.
Sowohl persönlich als auch geschäftlich, so Straten, sei die Reise eine riesige Erfahrung gewesen. „Für mich war das eine gute Gelegenheit, unsere Unternehmensidee nach außen zu tragen. Sowohl von brasilianischer als auch von kolumbianischer Seite haben wir positives Feedback bekommen“, merkt er an. Der Austausch mit den Inhabern und Geschäftsführern vor Ort sei insgesamt sehr fruchtbar gewesen. Auch eine Führung durch den Amazonas-Regenwald stand auf dem Programm. Es sei spannend gewesen, die heimische Artenvielfalt zu entdecken. Das persönliche Highlight der Reise war für Straten ein zwanzigminütiges Gespräch mit dem Bundeswirtschaftsminister. Habeck habe ihn sowohl menschlich als auch fachlich sehr beeindruckt.
Die beiden „Liberbyte“-Gründer lernten sich vor etwa fünf Jahren durch einen ehemaligen Klassenkameraden von Straten kennen. Die Idee, eine Datenplattform aufzubauen, sei von Salomaa gekommen, sagt Straten. „Ich bin einfach mit Leidenschaft Gründer“, fügt er hinzu. Bereits 2018 hatte Straten sein erstes Start-up zur digitalen Transformation gegründet und konnte so auf wertvolle Erfahrungen zurückgreifen. Der Hintergrund seines Geschäftspartners sei, so Straten, gigantisch. Salomaa habe mehrere Studiengänge abgeschlossen und im Banken- und Finanzsektor gearbeitet. Auch seine Kenntnisse in Datenmanagement und -architektur flossen mit in den Gründungsprozess von „Liberbyte“ ein. Konkret wurde es bei einem gemeinsamen Abendessen in Mainz 2020. „Ab diesem Zeitpunkt war klar: Wir machen das zusammen“, so Straten.
Ziel: Vernetzung auch auf globaler Ebene
Ihre erste, selbstentwickelte Anwendung, die sogenannte eu.taxonomy.app, kam im Gründungsjahr auf den Markt. Getreu dem Slogan des Start-ups „Free your data“, können europäische Unternehmen auf dieser digitalen Plattform ihre Nachhaltigkeitsdaten - wie zum Beispiel die Höhe des jährlichen Energieverbrauchs - verwalten, austauschen und bereitstellen. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern soll auch „Greenwashing“ einen Riegel vorschieben. Unternehmen können sich also nicht mehr so leicht einen grünen Anstrich verpassen, schließlich liegen alle Zahlen, Daten und Fakten auf dem Tisch - in diesem Fall auf der Plattform. Weshalb sollten Unternehmen nun aber die Anwendung nutzen? Es gehe darum, so Straten, aus den Daten die volle Wertschöpfung zu generieren. So können beispielsweise durch die Offenlegung der Nachhaltigkeitsdaten Unternehmen transparent werden, so dass Kapital in nachhaltige Projekte fließen kann. Auf diese Weise sei es möglich, Daten in Geld umzuwandeln. Dabei bleibt die Hoheit stets in den Händen der Dateneigentümer. Zusätzlich können die Kunden ihre Nachhaltigkeitsdaten zu neuen datenbasierten Produkten und Services kreativ zusammenstellen. „Die Plattform hilft, die richtigen Daten, für den richtigen Zweck, zur richtigen Partei zu vermitteln“, erklärt Straten. Mittelfristig strebt das „Liberbyte“-Team an, die Vernetzung auch global voranzutreiben.
Neue Anwendung noch in diesem Jahr
Eine neue Plattform, die sogenannte cities.app, befindet sich bereits in der Entwicklung und soll noch in diesem Jahr starten. Wie der Name schon sagt, wird es hier um Daten von Städten gehen. So hat zum Beispiel die Stadt Chicago bereits jede Menge Informationen über leerstehende Gebäude gesammelt. Mithilfe der zur Verfügung gestellten Informationen konnten Immobilienentwickler dann erstklassige Standorte für die Renovierung ermitteln. Durch zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen entstand daraus ein Gewinn für die Stadt, aber auch für die Bauträger und die Bevölkerung. „So wird allen Parteien ein Mehrwert geboten“, sagt Straten.
Abschließend sagt Straten: „Von anderen begeistert zu werden und selbst andere zu begeistern bildet die Synergien, aus denen für alle Beteiligten viel entstehen kann.“ Mit diesem Gedanken der Gemeinsamkeit möchte sich das junge Unternehmen langfristig mit seinen Produkten etablieren. phf
Siehe Artikel bei Frankfurter Rundschau:
https://www.fr.de/rhein-main/main-taunus-kreis/eppstein-ort69313/mit-habeck-nach-suedamerika-92173018.html
Siehe Artikel bei Frankfurter Neue Presse:
https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/eppstein-ort69313/eppstein-mit-habeck-nach-suedamerika-92175539.html
Autor: Paul Hendrik Fürst
Bildquelle: Quelle BMWK/Nadine Stegemann